Mittwoch, 21. September 2011

Kants Imperativ und Cavells Perfektionismus

In Stanley Cavells Gedankenwelt einzutauchen, löst widersprüchliche Gefühle aus. Er schätzt einen labyrinthischen Satzbau mit vielen Einschüben. Begriffe und Erklärungen werden von ihm gerne ganz genau dargelegt und relativiert. Man erfährt, welcher Aggregatzustand eines Arguments ihm mehr als ein anderer vorschwebt. Das sorgt nicht immer für mehr Klarheit. In der Verästelung der Verästelungen ist mitunter intuitives Verstehen zur Orientierung nötig. Es kommt auch ab und zu der Verdacht auf, Cavell seien seine eigenen Thesen nicht ganz greifbar. Als seien seine Sprache und seine Argumentationslinien ein Ausdruck davon, einen wolkigen Gegenstand einfangen zu wollen. Wahrlich philosophisch an Cavells „Cities of Words“ ist aber, dass sich sein Vorgehen letztlich auszahlt. Im Strom der sich vortastenden, abirrenden Satzkonstruktionen beginnt der Leser, selbst zu denken. Und wenn nur, um zu prüfen, wie ernst Cavell zu nehmen ist. Seine Gedanken richten ihre Sensoren in alle möglichen Richtungen und so auch die Synapsen des Lesers, der sich wie in schwirrenden Bewegungen den Thesen des Philosophen nähert. Wie hochkarätig manche von Cavells Gedankengänge sind, macht mitunter erst das wiederholte Lesen deutlich. Und selbst falls manches unbestimmt bleibt: Am Ende eines Kapitels spürt man den Weg, den man gegangen ist. Vielleicht wurde nicht jeder Aspekt der Landschaft bewusst wahrgenommen, doch es ist ein Ziel erreicht, dass die Reise wert war: Man steht mit Haut und Haar an einem neuen Ort.

Komplex und vieldeutig schreibt Cavell, wenn er sich seiner eigenen Philosophie des „moralischen Perfektionismus“ widmet. Viel handfester und in brillianter Präzision deutet er die Gedankengebäude anderer. So Kants Metaphysik der Sitten und dessen vieldiskutierte Vorstellung, eine moralisch gute Handlung sei dann am wertvollsten, wenn sie kaltblütig erfolgt…

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