Immanuel Kant und Stanley Cavell
Die Philosophie Kants ist einfach und schwierig. Sie liegt auf der Hand und scheint doch der Alltagserfahrung zu widersprechen. Beim Lesen wächst der Eindruck, der Königsberger Philosoph vermittle kaum zu widerlegende, grundlegende Einsichten. Nach einiger Zeit ohne Beschäftigung mit seinen Werken kann jedoch das Gefühl entstehen, seine Philosophie nur in nebulösen Umrissen zu kennen – oder gar, sie sei nebulös. Die Wiederentdeckung ist immer wieder aufregend. In seinem Buch „Cities of Words“ befasst sich der US-Philosoph Stanley Cavell in einem in mehrfacher Hinsicht interessanten Kapitel mit Kant. Interessant unter anderem, weil er dessen Erkenntnistheorie griffig umreißt und Kants berühmteste Frage einfach erklärt: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“
Wer sich auf die Straße stellt und diese Frage – die den Ausgangspunkt von Kants Hauptwerk „Kritik der reinen Vernunft“ bildet –Passanten stellt, wird wohl hauptsächlich Kopfschütteln ernten. Was aber so kompliziert und abgehoben klingt, ist etwas –wie alle gute Philosophie –, was man eigentlich bereits weiß und von Cavell auf einfache Weise in Erinnerung gerufen bekommt: Analytische Urteile stützen sich nicht auf Erfahrung, weil sie etwas aussagen, was in ihrem Gegenstand schon enthalten ist. Etwa: In einem Haus ist Raum.
Die Umkehr dieses Urteils würde einen Widerspruch in sich bedeuten: Ein Haus ist ohne Raum.
Synthetische Urteile fügen dem Gegenstand der Aussage hingegen etwas hinzu, was ihn nicht von vornherein kennzeichnet. Zum Beispiel: Das Haus ist blau. Sie befördern anders als die analytischen eine neue Erkenntnis und sind deshalb für die Metaphysik am wertvollsten. Aber wie ist ein Zugewinn an Erkenntnis möglich, ohne die Erfahrung bemühen zu müssen? Aussagen wie Jedes Ereignis hat eine Ursache oder auch Rechenaufgaben wie 7+5=12 beweisen die Existenz synthetischer Urteile a priori in den Bereichen Physik und Mathematik. Nun gilt es herauszufinden, ob sie auch innerhalb der Metaphysik möglich sind. Eines wird sofort klar: Angebliche Beweise von der Unendlichkeit des Alls, der Unsterblichkeit der Seele oder der Existenz Gottes, die von Kants Berufskollegen vorgetragen wurden, sind keine synthetischen Urteile a priori und damit metaphysische Makulatur…
Wer sich auf die Straße stellt und diese Frage – die den Ausgangspunkt von Kants Hauptwerk „Kritik der reinen Vernunft“ bildet –Passanten stellt, wird wohl hauptsächlich Kopfschütteln ernten. Was aber so kompliziert und abgehoben klingt, ist etwas –wie alle gute Philosophie –, was man eigentlich bereits weiß und von Cavell auf einfache Weise in Erinnerung gerufen bekommt: Analytische Urteile stützen sich nicht auf Erfahrung, weil sie etwas aussagen, was in ihrem Gegenstand schon enthalten ist. Etwa: In einem Haus ist Raum.
Die Umkehr dieses Urteils würde einen Widerspruch in sich bedeuten: Ein Haus ist ohne Raum.
Synthetische Urteile fügen dem Gegenstand der Aussage hingegen etwas hinzu, was ihn nicht von vornherein kennzeichnet. Zum Beispiel: Das Haus ist blau. Sie befördern anders als die analytischen eine neue Erkenntnis und sind deshalb für die Metaphysik am wertvollsten. Aber wie ist ein Zugewinn an Erkenntnis möglich, ohne die Erfahrung bemühen zu müssen? Aussagen wie Jedes Ereignis hat eine Ursache oder auch Rechenaufgaben wie 7+5=12 beweisen die Existenz synthetischer Urteile a priori in den Bereichen Physik und Mathematik. Nun gilt es herauszufinden, ob sie auch innerhalb der Metaphysik möglich sind. Eines wird sofort klar: Angebliche Beweise von der Unendlichkeit des Alls, der Unsterblichkeit der Seele oder der Existenz Gottes, die von Kants Berufskollegen vorgetragen wurden, sind keine synthetischen Urteile a priori und damit metaphysische Makulatur…
leichtenstein - 19. Sep, 19:23