Beckett was here

Der irische Schriftsteller Samuel Beckett unternahm 1936/37 eine große Deutschlandreise. Zuerst fuhr er mit dem Schiff nach Hamburg, wo er die meiste Zeit verbrachte (9 Wochen). Von seinem „german diary“ erschien auch nur der Hamburger Teil in einer Auflage von 150 Exemplaren. Roswitha Quadflieg zeichnet in ihrem Buch „Beckett was here“(Hoffmann und Campe) seine Erlebnisse, Begegnungen, Trink-und Esserfahrungen in der Stadt anhand von vielen Originalzitaten, Fotos und persönlichen Recherchen nach. "Aalsuppe&Roquefort&Trittenheimer. Aalsuppe excellent but the plums perhabs a mistake… "Im Ringhaus (zum Elefanten) ate colossal lunch for 1 RM." "Then wild feier with Frau Hoppe (aus Posen) dabei Rheinpfalz&the ewige Kuchen."
Es bewegt und erschreckt, die eigene Heimatstadt durch die Augen eines Reisenden zu sehen, der lange vor der eigenen Geburt vor Ort war und Gebäude und Straßen, die ich täglich sehe, in der Nazi-Zeit kennenlernte: „H H ohne Unterlass“ … „alle Klowärter sagen Heil Hitler.“
Nach der Ankunft an den Landungsbrücken mit dem Schiff aus Cóbh war Zeit für „shave, bath, whisky“. Dann gings zum „Adolf Hitler Platz (once Ratsmarkt)“ und auf die Reeperbahn „Extraordinary, long boulevard running west with kinos, bars, cafés, dancings, etc.all along the way both sides (…)A rise to Montparnasse to nth.“Wo manchmal aber „No Stimmung“ herrscht. Gegen seinen Frust „very dull&dissapointing“ – „Pouring rain&bitter cold&dog tired“trank Beckett – der seinen ersten Roman „Murphy“ geschrieben hatte, aber von Verlagen nur Absagen erhielt „Excellent Bottle Mosel“ – oft in der Weinstube Dölle am Stephansplatz. Bei einem Besuch im Weinhaus Rheinpfalz machte er sich folgende Degustationsnotizen: „drank 5/20 litre of 1935er Duttweilerer Siederich Riesling u. Traminer, a nervous &tasteless article, &do. of 1935er Leistädter Kirchenstück Riesling Spätlese, much better (…) next time try 1934er Deidesheimer Lettler Spätlese“ – „Angenehme Stimmung“.
Die Autorin konnte noch einen Zeitzeugen aufspüren, der zur gleichen Zeit wie der spätere Nobelpreisträger in einer Pension an der Schlüterstraße logierte und abends mit ihm die Mahlzeiten einnahm. Beckett überlieferte die Gespräche mit ihm („explains all about Leicas, Vergrößerungsobjekte&Gott was was sonst“). Als der Tischnachbar von früher auf einen gewissen Beckett angesprochen wird, erinnert er sich jedoch an einen Mann, der von 1118 bis 1170 gelebt hat: Den Erzbischof von Canterbury Thomas Becket.

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